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Kunst / Veranstaltungen / Events / Treffen ![]() Dienstag 19. Juli 2011 - 30. August Ausstellung Das vergessene Konzentrationslager „Columbia-Haus“ Zur Zwangsarbeit im Flughafen Tempelhof Eröffnung um 19.30 Uhr Förderverein für ein Gedenken an die Naziverbrechen auf dem Tempelhofer Flugfeld e.V. www.thf33-45.de ![]() Bundesarchiv, Bild 183-R96360 die Einlieferung von SPD-Mitgliedern u. Rundfunkleuten August 1933; v.rechts: Ernst Heilmann (SPD), Friedrich Ebert (SPD u. Chefredakteur), Alfred Braun (Rundfunksprecher), Heinrich Giesecke (Min.Rat a.D., Direktor der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft), Dr. Hans Flesch (Rundfunkintendant) u. Dr. Kurt Magnus (Direktor Reichs-Rundfunk-Gesellschaft) Der Förderverein THF Tempelhof 1933-1945 informiert: Am nördlichen Rand des Tempelhofer Feldes gegenüber der heutigen Polizeidirektion Friesenstraße am Columbiadamm befand sich von 1933 bis 1936 das Konzentrationslager Columbia-Haus. Seit Friedrich II. nutzte das preußische Militär die Hochfläche zwischen dem Dorf Tempelhof und der Stadt Berlin als Aufmarschgelände und Exerzierplatz. Unter Kaiser Wilhelm II erhielt Berlin ein militärisches Aussehen. Zahlreiche Kasernen entstanden. 1895 wurde das dritte Berliner Militärgefängnis mit 153 Zellen auf dem Tempelhofer Feld errichtet. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Gebäude kurz von der preußischen Polizei als Polizeigefängnis genutzt und stand dann leer. Ab Frühjahr 1933 nutzte die neugeschaffene Geheime Staatspolizei (Gestapo) mit Sitz im Prinz-Albrecht-Palais (Topographie des Terrors) das Columbia-Haus als das Hausgefängnis und Folterstätte für politische Gefangene. 1934 wurde das Gestapo-Gefängnis der SS-geführten Inspektion der Konzentrationslager unterstellt und zum einzigen Konzentrationslager Berlins erklärt. Dennoch nutzte die Gestapo das Columbia-Haus für „ihre“ Häftlinge weiter. Das waren Prominente wie der Rabbiner Dr. Leo Baeck, Dr. Kurt Hiller, Erich Honnecker, Ernst Heilmann, Georg Benjamin oder Henry Marx. Hauptsächlich richtete sich der frühe Terror aber gegen die organisierte ArbeiterInnenbewegung von SozialdemokratInnen, KommunistInnen und GewerkschafterInnen. Im Columbia-Haus waren auch Sozialdemokraten wie Heinz Drewert und Kommunisten wie Wolfgang Szepansky eingesperrt. Beide Männer, die sich vermutlich nie bewußt begegnet sind, hatten aber- unabhängig voneinander- in Kreuzberg „Nieder mit Hitler“ auf eine Häuserwand gemalt. Das Columbiahaus war mit durchschnittlich vierhundert Inhaftierten schnell überfüllt. Insgesamt wurden hier zwischen 8000-10.0000 Menschen inhaftiert. Die Zustände waren grauenhaft, die Gefangenen sprachen von der „Hölle Columbiahaus“. Nach den ersten Ausbrüchen des Terrors ging ab Frühjahr 1934 der Umfang der Verfolgung zurück. Im Columbia-Haus sanken trotz neuer Verhaftungswellen, wie insgesamt reichsweit, die Häftlingszahlen. Zu diesem Zeitpunkt wurden viele frühe Lager geschlossen, das Columbia-Haus wurde nach dem Vorbild des KL Dachau reorganisiert. Für die Häftlinge hieß das nur systematischer Terror statt vorher willkürlicher Gewalt ihrer Bewacher. Ab dem Frühjahr 1935 begann eine neue Phase der NS-Herrschaft. Heinrich Himmler gelang es, Hitlers Zustimmung zu einer neuartigen Gegnerverfolgung zu erhalten. Im Vordergrund stand nun nicht mehr ausschließlich die Bekämpfung des politischen Gegners, sondern das Prinzip einer sozialrassistischen Generalprävention. Zu den verfolgten Gruppen gehörten Menschen, die sich trotz Strafandrohung nicht vom „Verbrechen“ abhalten ließen, so auch schwule Männer, deren Handlungen unter dem § 175 durchweg als kriminell galten. Auch Menschen mit „verbrecherischen Erbanlagen“ und Menschen, die angeblich die Allgemeinheit gefährdeten, die sogn. „Asozialen“, wurden zum Ziel der Verfolgung. Im Columbia-Haus wurden ab 1935 zunehmend schwule Männer inhaftiert. Zwei Männer wurden als „Drückeberger“, also Arbeitsverweigerer verhaftet, bzw. als „Landstreicher“ ins Konzentrationslager gebracht. Der größte Teil der Häftlinge waren jedoch die politischen Häftlinge. Zwischen 1936 und 1937 änderte sich die Praxis der Verfolgung erneut. Im Vordergrund stand nun die biologisch und rassistisch motivierte Generalprävention, ohne das dabei die Verfolgung politischer Gegner aufgegeben worden wäre. Für das Columbia-Haus bedeutete das die Auflösung, denn für die nun einsetzenden Verhaftungswellen wurde das Konzentrationslager zu klein. An seine Stelle trat als erstes Konzentrationslager „neuen Typs“ das KL Sachsenhausen bei Oranienburg. Angelegt wurde es nahe kriegswichtigen Industrieunternehmen aber außerhalb der Städte. Die Baupläne für Sachsenhausen wurden im Columbia-Haus ausgearbeitet. Die Häftlinge mußten das neue, große Konzentrationslager selbst errichten. Anschließend wurden sie dorthin verlegt und das Columbiahaus wurde abgerissen. Zwangsarbeit in der Montagehalle Flughafen Tempelhof Auf dem Tempelhofer Flugfeld wurde neben Kriegsvorbereitungen unter Kaiser Wilhelm auch erste Flugversuche unternommen. Diese Versuche führten im Deutschen Reich mit finanzieller Unterstützung der Obersten Heeresleitung in die ersten Militärflugzeuge. Der erste Weltkrieg endete mit einer Niederlage für das Deutsche Reich. Nach den Bestimmungen des Friedens „Versailler“ Vertrages von 1919 war dem Deutschen Reich der neue Aufbau einer Luftwaffe untersagt. Dennoch existierte ein Etat zur Luftrüstung für die Abteilung Luftfahrt innerhalb des Reichsverkehrsministeriums. Als der Berliner Verkehrsmagistrat Leonard Adler 1926 den ersten Berliner (Zivil) Flughafen einrichtete, wurde er vom Reichsverkehrsministerium stark gefördert. So hatten Lufthansa und Flughafen ihre Gründung in Berlin Tempelhof auch rüstungspolitischen Zielsetzungen zu danken. Das rüstungspolitische Moment war aber in der Weimarer Republik nur eines unter mehreren. Auch das NS-Regime interessierte sich stark für die Luftfahrt. Ihre Planungen bezogen sich von Beginn an auf den Aufbau einer Luftstaffel. 1933 wurde Hermann Göring zum General der Luftwaffe, Reichsminister für Luftfahrt und zum preußischen Minister-präsident ernannt. Als Stellvertreter wählte Göring den damaligen Luft-Hansa Manager Erhard Milch. Von Beginn an förderte forcierte ist besser Göring den Aufbau der Luftwaffe. Dazu legte er ein Milliarden-Programm auf, das Entwicklung und Bau der Kampfflieger förderte. Die Industrie nahm das Programm begeistert auf. Die Rüstungsaufträge sicherten ihnen gewaltige Profite und den Zugang zu neuen Märkten. Berlin/ Brandenburg war zu diesem Zeitpunkt ein Zentrum der Luftfahrtindustrie und der Rüstungsproduktion. Die stark angestiegenen Verkehrsleistungen und die sich immer stärker abzeichnende Konzentration des deutschen und europäischen Luftverkehrs als "Luftkreuz Europas" erforderten einen großzügigen Ausbau des Flughafens Berlin-Tempelhof. 1935 wurde mit seinem Ausbau zum „Weltflughafen Berlin“ begonnen. Die Wahl des Standortes war nicht allein dem Größenwahn Görings geschuldet. Er entsprach auch der (damaligen) Lage der Luftfahrtindustrie Berlins. Als die Kapazität der WeserFlugbau GmbH am Heimatstandort nicht mehr ausreichte, fiel die Wahl Görings entsprechend auf den Flughafen Tempelhof. Der neue Flughafen wurde weder fertiggestellt noch im NS jemals als Flughafen genutzt. Zwischen 1939 und 1941 entstand im "Weltflughafens" Tempelhof ein komplettes Montagewerk entstanden, in dem rund um die Uhr Sturzkampfbomber produziert wurden. Die Herstellung von Flugzeugen war damals jedoch noch sehr arbeitskräfteintensiv. Trotz vereinfachter Herstellung bedurfte es zehntausender zusätzlicher Arbeitskräfte, um die von Göring geforderten Stückzahlen zu erreichen. Das Gelände des Konzentrationslagers war im Dezember 1936 an das Reichsluftfahrtministerium übergegangen. Ab 1935 veränderte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Mit der Absenkung der Reallöhne, der Einführung von Dienstpflicht und Arbeitsbuch, der Zerschlagung der Gewerkschaften war ein Heer von billigen Arbeitskräften geschaffen worden, das für seine Arbeitslosenunterstützung wichtige Großvorhaben umsetzte. Das waren der Autobahnbau, der Anschluß aller Regionen an das Stromnetz und ähnliches mehr. In der Rüstung, wie der Montage von Flugzeugen, wurden jedoch viele weitere gut ausgebildete billige Arbeitskräfte benötigt. Mit der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ wurden alle verfügbaren billigen Arbeitskräfte herangezogen aber weder ihre Ausbildung noch ihre Anzahl war auch nur annähernd ausreichend. Da die Frauenarbeit im NS niemals ausgeweitet wurde, fiel die Entscheidung frühzeitig auf die „Anwerbung“ „ausländischer Arbeitskräfte“. So erzwang das Deutsche Reich beispielsweise nach dem Überfall auf Prag zusätzlich zur Arbeitsleistung der Bevölkerung in Deutschland den Einsatz von „Fremdarbeitern“. Am Ort des Konzentrationslagers entstanden ab 1938 ZwangsarbeiterInnenbaracken. Die ersten TschechierInnen, die nach Berlin verschleppt wurden, wies das Arbeitsamt dem Generalbauinspekteur Albert Speer für die Welthauptstadt Germania und den "Weltflughafen" zu. Im Fortgang des zweiten Weltkrieges forderten und erhielten alle Beschäftigungszweige einschließlich Privathaushalte ZwangsarbeiterInnen. Sie kamen aus allen besetzten Ländern. In der rassistischen Praxis wurden diese Menschen in „West“- und „OstarbeiterInnen“ getrennt. Die Lebens-und Arbeitsbedingungen der West- und OstarbeiterInnen unterschieden sich deutlich voneinander. Auf der untersten Stufe der rassistischen Ordnung standen Juden, danach kamen die russischen „Untermenschen“. Menschen aus Tschechien oder Frankreich beispielsweise stand zumindest ein freier Tag zu sowie etwas Bargeld für ihre erzwungene Arbeit. Mit Beginn des in den zweiten Weltkrieg rückten mit der Wehrmacht die Rollkommandos der Arbeitsämter in die besetzten Gebiete ein. Für Rüstungswirtschaft, Landwirtschaft, Kirchen, Stadtverwaltungen und Privathaushalte fingen sie Menschen, die sie in Zwangsarbeit preßten. Allein im Flughafen Tempelhof arbeiteten für die WeserFlugbau GmbH mindestens 2000 ZwangsarbeiterInnen aus ganz Europa Tag und Nacht in den Montagehallen. Hungernd, frierend, Mißhandlungen und Vergewaltigungen rechtlos ausgesetzt, starben zahllose Menschen. Bei Bombenalarm durften diese Menschen nicht in die Bunker. Wurden ihre Baracken zerstört, hatten sie keine Unterkunft mehr. Unter ihnen waren viele Kinder, die gemeinsam mit ihren Eltern verschleppt wurden. Ab 1942 wurden vor allem Frauen und Männer aus der Sowjetunion verschleppt. Gemeinsam mit den ebenfalls Zwangsarbeit leistenden sowjetischen Kriegsgefangenen verhungerten und erfroren sie vor aller Augen. Die Überlebenden wollte die Industrie bei Kriegsende wieder loswerden. Nur das Eintreffen der Roten Armee hat den noch lebenden ZwangsarbeiterInnen in Berlin das Leben bewahrt. Erinnerung ist kein Selbstzweck, sondern dient immer auch als Bezug auf die heutige Gesellschaft, indem sie zeigt, wie demokratisch und human sie mit Menschen umgeht. Unsere Motivation ist klar: Erinnern, um Wiederholung zu vermeiden. Der Verein lehnt daher jede Bebauung des Tempelhofer Feldes am Columbiadamm ab, um die Erinnerung an Konzentrationslager Columbia- Haus, der Zwangsarbeiterlager und dem Rüstungsstandort Tempelhof zu bewahren. Die Geschichte der geteilten Stadt ist nicht ohne die Geschichte der Verbrechen des deutschen Nationalsozialismus zu schreiben. Statt dessen fordern wir eine Open-Air -Dauerausstellung für die Reste der Barackenlager der Luft-Hansa und der Weserflugbau, eine Gedenklandschaft vom Columbiadamm zum Fliegerberg sowie eine Forschungs- Dokumentations- und Informationsstelle für eine kritische Luft- und Raumfahrt und eine Gedenkstätte der ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangenen als Opfer der Luft- und Raumfahrtindustrie. Dieses Gedenken muß auch ein Gedenken an den frühen Terror in Gestalt einer Dauerausstellung und Gedenkort „KL Columbia-Haus“ mit ein beziehen. Förderverein zur Erinnerung an die Naziverbrechen THF Tempelhof V.i.S.d.P. Beate Winzer Email: [email protected] http://www.thf33-45.de/PDF/Flugblatt.pdf |